Seelsorger aus aller Welt

Sie verlassen ihre Kultur, den gewohnten Seelsorgealltag und die Herkunftsfamilie, um in der Steiermark den Dienst an Gott und an den Menschen anzutreten: Priester aus anderssprachigen Diözesen. Etwa ein Drittel von ihnen verbrachte am 17. Oktober gemeinsam einen Tag miteinander. Eingeladen hatte dazu auch heuer wieder das Generalvikariat
– diesmal nach Rein. Die 900 Jahre alte Tradition des Zisterzienser-Stiftes nahe Graz beeindruckte – stammen doch viele der „Weltpriester“ aus Ländern, in denen Kirche weit weniger lang besteht als hier.
Begleiten. Der alljährliche Ausflug sei ein Teil eines für anderssprachige Priester vorgesehenen Curriculums, erklärt Stefanie Schwarzl-Ranz. Als Referentin des Ordinarius ist sie auch für die Begleitung jener Priester mitverantwortlich, die „zum Wohl der steirischen Kirche und der Seelsorge mit den Menschen vor Ort“ in die Diözese gekommen waren. Rund 100 sind es aktuell – viele von ihnen aus Polen oder Rumänien, aber auch aus Ländern Afrikas oder Südostasiens (siehe Grafik). Ihr Begleitprogramm (siehe Kasten) soll dem informellen Austausch, der fachlichen Vernetzung und sprachlichen Vertiefung sowie dem Kennenlernen der steirischen Kultur dienen. Das sei vor allem in den ersten Dienstjahren wichtig, so Stefanie Schwarzl-Ranz. Sie ist gemeinsam mit Claudiu Budău und dem Comboni-Missionar P. Karl Peinhopf seit September 2025 für die Koordination in der Betreuung mitverantwortlich. Bis dahin war hauptsächlich Budău für die Einführungsphase dieser Priester zuständig. Weil ihre Anzahl stetig wuchs, beschloss die Diözesanleitung, nach einer im Jahr 2024 durchgeführten qualitativen Befragung zum Thema „Integration im steirischen Klerus“ und der anschließenden Beratung der Ergebnisse im Personalausschuss und Priesterrat folgendes: eine mit Beauftragten-Team und Beirat breiter aufgestellte Begleitung sowie ein inhaltlich sinnvolleres Mentoringsystem samt Einführungsprogramm für diese Seelsorger.
Bereichernd. Vom Deutschkurs bis zur Brauchtumspflege: Wer in der Steiermark als Seelsorger tätig ist, muss sprachlich sicher sein und sich ein Stück daheim fühlen. Was sich Stefanie Schwarzl-Ranz wünscht: Dass diese Priester hier gut Anschluss finden. Auch, wenn Pfarrgemeinde und Vikare manchmal erst langsam zueinander fänden – letztere würden einen großen Mehrwert darstellen. Sie erzählt: Im Gespräch mit einem „Neuling“ aus Afrika habe sie erfahren, dass er zuhause stellvertretender Caritas-Präsident war. „Oft denkt man nicht an die Kompetenzen, die diese Priester mitbringen“, so Stefanie Schwarzl-Ranz. Auch Generalvikar Erich Linhardt ist dankbar. Es sei keineswegs selbstverständlich und ein großes Opfer, seine geliebte Heimat hinter sich zu lassen und in eine unbekannte Welt aufzubrechen, sagt er beim Gottesdienst in Rein.
Anna Maria Steiner
Originalartikel im Sonntagsblatt
